Achtsamkeit mit Yesim Yuva
Achtsamkeit ist ein so wertvolles Thema, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Als Yoga-Lehrerin und Mutter gibt Yesim in dem folgenden Interview wertvolle Tipps für mehr Achtsamkeit im Alltag. Außerdem gibt sie uns einen exklusiven Einblick in ihre persönliche Geschichte!
Seit 2018 nehme ich regelmäßig am Yoga-Unterricht von Yesim teil. Früher war es persönlich hier in Düsseldorf und auf einer ihren beliebten Yoga-Cruises in der Türkei. Heute lebt Yesim mit ihrer Familie in London und hat eine wunderschöne Yoga-Plattform aufgebaut (Yuva Yoga Life), auf der man jede Woche Live oder ganz nach Bedarf durch zahlreichen Videos mit ihr yogieren kann.
Ich bin ein absoluter Fan von Yesims Art Yoga zu machen und freue mich, wenn dir unser Interview zum Thema Achtsamkeit gefällt!
Was bedeutet Achtsamkeit?
Annabell: Liebe Yesim, du bist Yoga-Lehrerin, Entrepreneurin und Mutter. Was bedeutet Achtsamkeit für dich? Und wie bist du auf dieses Konzept gestoßen?
Yesim: Vor 15 Jahren hätte ich mir nie vorstellen können Yoga Lehrerin zu werden. Aus meiner ersten Yoga Stunde bin ich damals sogar rausgegangen, weil das nichts für mich war. Ich war mehr der Body Pump Typ und bin regelmäßig ins Gym gegangen. Meine Sport Aktivitäten waren mehr Yang als alles andere, und so auch mein alltägliches Leben. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich dauergestresst war. Ich bin von Projekt zu Projekt gewandert, habe sehr viel gearbeitet und viele Jobs gleichzeitig gemacht. Ausruhen, Pause, Relaxen – waren für mich fast schon Zeitverschwendung. Meditieren kannte ich nicht. Ich hatte schon ein sehr ereignisreiches Leben, aber mein Kopf war alles andere als achtsam. Heute kann ich sagen, ich habe nur für den nächsten Moment gelebt.
Mit Ende 20 ging meine Selbstfindungs-Phase los. Ich habe mich zu der Zeit sehr rastlos und leer gefühlt. Trotz der ganzen spannenden Projekte war ich nicht erfüllt in meinem Leben – etwas hat gefehlt. Es war mental und emotional keine leichte Zeit. Meine Mutter war damals schon Yoga Lehrerin und hat mir oft von der Yoga Philosophie erzählt. Ich war anfangs sehr abgeneigt, doch dann hat sie mich überredet in ein Ashram mit ihr zu gehen. Da hat sich mein Leben komplett verändert.
Wir haben täglich Yoga und Meditation in den wunderschönen Taurus-Bergen der Türkei praktiziert und eine Einführung in die mehr als 2000 Jahre alte Yoga Theorie bekommen. Es war ein sehr intensives Programm speziell für Beginner ausgerichtet. Die ersten drei Tage habe ich nur durchgeweint und es meinem Körper und Kopf endlich erlaubt loszulassen.
Nach dieser Erfahrung hat sich mein Leben verändert. Ich habe das Thema Yoga mit ganz anderen Augen gesehen und mich selber angefangen zu akzeptieren – so wie ich bin. Das war aber ein langer Prozess, weil meine innere Stimme sehr kritisierend und verurteilend war, meistens mir selbst gegenüber. Ich bin sehr viel gereist, meistens ganz alleine. So habe ich gelernt mein eigener bester Freund zu sein – mit allem drum und dran. Das war der Anfang meiner Mindful Journey.
Heute bedeutet Achtsamkeit für mich, den Moment zu genießen. Die Höhen und Tiefen des Lebens zu akzeptieren und mich in schwierigen Situationen nicht mehr von meinen Emotionen leiten zu lassen.
Ich habe gelernt meine Gedanken zu beobachten, meine Gefühle soweit es geht nicht zu blockieren und fließen zu lassen. Es ist wichtig zu verstehen, dass unser Körper das wertvollste Instrument ist, das wir besitzen und ihn so zu akzeptieren, wie er ist. Ich habe mir mit 30 mehr Sorgen über meinen Alterungsprozess gemacht als heute mit fast 40.
Die Achtsamkeitspraxis hat mich gelehrt auf meine Intuition zu hören und nicht mehr aus Angst zu agieren. Es gibt natürlich oft Momente, an denen ich mich immer wieder daran erinnern muss, weil man ja schnell in alte Verhaltensmuster fallen kann. Das Wichtige ist, offen zu bleiben und bereit zu sein immer wieder neu dazu zu lernen.
Achtsamkeit & Mutterschaft
Annabell: Hat sich deine Achtsamkeit verändert, seitdem du Mutter bist?
Yesim: In den ersten zwei Jahren ist mir oft die Decke auf den Kopf gefallen, und ich war schon überfordert mit der neuen Situation jetzt auch Mama zu sein. Da hat sich meine Achtsamkeit eher rückentwickelt :)
Mein Wesen musste sich zuerst mal daran gewöhnen, dass es jetzt nicht nur um mich geht. In dem ersten Jahr habe ich nur gegeben – Muttermilch, meine Zeit, meine Energie und meinen Schlaf. Ich war verliebt und erschöpft zu gleich.
Im zweiten Jahr habe ich wieder angefangen zu arbeiten und habe meine Yoga Online Plattform aufgebaut. Das war nicht immer einfach, zum einen musste ich mich in die neue digitale Welt einarbeiten und zum anderen, war ich hin und her gerissen zwischen meinem Sohn und der Arbeit. Achtstamkeit gleich null.
Mit der Einführung in den Kindergarten und Leo’s zweitem Jahr hat sich das Ungleichgewicht wieder ausgeglichen. Heute habe ich meine Work-Life-Balance erreicht. Es fühlt sich einfach gut an. Ich bin entspannt und dankbar. Ich kreiere mit Liebe und wenn ich Zeit mit meinem Kind verbringe, bin ich zu 100% für ihn da.
Im Nachhinein hat das Muttersein mich positiv herausgefordert und mein “Leben in Achtsamkeit” nochmal sehr gesteigert.
3 Tipps für mehr Achtsamkeit im Alltag
Annabell: So wie ich hast du einen knapp 2,5-jährigen Sohn und ich muss sagen, dass es mir mit Kind deutlich schwerer fällt achtsam durch meinen Alltag zu gehen. Hast du 3 praktische Tipps, die mehr Achtsamkeit in den Alltag bringen können?
Yesim:
- Schreibe dir deine persönlichen Glaubenssätze auf und pinne sie an die Wand. Affirmationen haben eine starke Kraft und helfen uns alte Gedankenmuster loszuwerden. z.B. “Ich glaube an mich”.
- Halte an deiner Morgenroutine fest. Starte gesund in den Tag und nehme dir ein paar Minuten nur für dich selbst. Egal wie stressig mein Morgen verläuft, ich nehme mir die Zeit und trinke als Erstes mein warmes Wasser mit einem Schuss Apfelessig auf leeren Magen
- Schließe deine Augen für ein paar Minuten und verbinde dich zu dir selbst. Lass den Atem fließen und beobachte wie deine Bauchdecke dabei hoch und runtergeht. Beobachte deine Gedanken ohne dich mit diesen zu identifizieren. Komme im Moment an und werde dir bewusst, dass du alles, was Du suchst, schon in dir trägst. Frieden, Liebe, Freiheit …
Achtsamkeit & Yoga
Annabell: Seit über 10 Jahren praktizierst du Yoga. Welche Rolle spielt Achtsamkeit in der Yoga-Praxis?
Yesim: Bei der Achtsamkeit geht es darum im aktuellen Moment zu sein, und sich nicht von seinen Gefühlen oder Gedanken leiten zu lassen. Du nimmst wahr, wie es dir jetzt gerade geht in diesem Moment.
Die Yoga Philosophie lehrt Köper, Geist und Seele in Harmonie zu bringen. Yoga bedeutet Einheit. Hiermit ist die Einheit der individuellen Bewusstheit mit der universellen Bewusstheit gemeint.
Wenn man Yoga praktiziert, bringt man den Geist in den gegenwärtigen Moment und ist im Hier und Jetzt. Beide Praxen fließen ineinander über und lehren, dass du in Wirklichkeit nicht dein Gedanke, deine Emotionen oder dein Körper bist. Dein wahres Ich erlebt und beobachtet bewertungslos alles aus dem Sitz des Bewusstseins heraus. Die Vergangenheit und die Zukunft existieren nur in deinem Kopf und sind somit eine Projektion der Gegenwart, welches die einzige Realität ist.
Wenn wir lernen unsere Gedanken zu kontrolliere und unsere Gefühle fließen zu lassen, können wir es schaffen einen Dauerzustand von Glück und Zufriedenheit in uns zu erleben. Es ist harte Arbeit, aber es lohnt sich immer wieder aufzustehen, wenn du fällst. Ich falle ständig und stehe immer wieder auf.
Zum Thema “Wer bin ich” kann ich ein ganz tolles Buch empfehlen “Die Seele will frei sein” von Michael Singer. Wenn man mehr über Achtsamkeit lernen möchte, dann sind die Bücher von Thich Nhat Hanh zu empfehlen.
Auf der Reise zu mehr Achtsamkeit
Annabell: 2019 war ich bei einer deiner Yoga-Cruises in der Türkei dabei. Für mich war es eine der schönsten Erfahrungen meines Lebens. Ich habe gemerkt, dass mir Abstand zu meinem Alltag und auch zu den ein oder anderen Problemen in dieser Zeit sehr gut getan hat. Was kann so ein Tapetenwechsel in Bezug auf die eigene Achtsamkeit bringen? Und muss es immer eine große Reise sein, um achtsamer zu werden? Oder geht das auch Zuhause?
Yesim: Das war wirklich eine ganz besondere Woche auf der Yacht, vor allen Dingen waren wir da beide schwanger. Yoga Retreats sind eine fantastische Möglichkeit über sich selbst zu reflektieren, Veränderung in sein Leben zu bringen, seine Ängste loszulassen, einen Neuanfang zu machen und sich mit sich selbst und der Natur zu verbinden.
Wir machen nicht nur morgens und abends Yoga, sondern wir verbringen eine intensive Woche in der wunderschönsten Natur mit vielen anderen Aktivitäten. Du hast die Möglichkeit Zeit mit den anderen Teilnehmern bzw. mit uns allen zu verbringen oder kannst dich zurückziehen. Retreat bedeutet ja auch Rückzug. Meditation ist ein wichtiger Teil in der Zeit, denn unser Ziel ist Stille im Kopf zu kreieren.
Mein Leben hat sich auf meinem aller ersten Yoga Retreat in 2012 verändert und das ist der Grund, warum ich heute mein Herzblut in meine eigenen Retreats investiere. So viele Menschen haben sich nach den Retreats zum Positiven entwickelt und ihre langersehnten Träume verwirklicht. Es sind sogar 3 Pärchen auf den Yuva Yoga Retreats zusammengekommen und haben eine Familie gegründet. Deine Anziehungskraft wird größer, indem du dein Herz öffnest und dich und das Leben anfängst zu akzeptieren. Das Tolle ist, es fällt dir leichter Yoga und Meditation nach dem Retreat in deinen Alltag zu integrieren.
Du kannst Achtsamkeit jetzt sofort praktizieren, dafür brauchst du natürlich keine lange Reise auf dich nehmen. Es gibt viele Wege, die zu einem ausbalancierten Leben führen. Wir sind alle individuell und müssen herausfinden, welches tägliche Ritual oder regelmäßige Praxis am meisten zu uns passt.
Fange klein an und tausche eine negative Gewohnheit durch eine positive aus. Zum Beispiel, wenn du dazu neigst viel zu meckern und möchtest das ändern, dann werde dir beim nächsten Mal sofort bewusst, dass du in dein Verhaltensmuster rutschst und sage zu dir selbst “Ich bin dankbar für diesen Moment. Ich werde gerade herausgefordert und habe die Chance mich zu einem besseren Menschen zu entwickeln.” So tricksen wir unseren Kopf und führen neue Denkmuster ein und üben Dankbarkeit zugleich.
Annabell: Ich danke dir für das schöne Interview, liebe Yesim! Ich hoffe das Interview konnte dich, liebe Leserin oder lieber Leser, inspirieren. Wenn du dich zusammen mit Yesim auf die Reise zu dir selbst machen möchtest, findet im Mai der nächste spektakuläre Retreat in Peru statt.
Ans Herz legen möchte ich dir die wunderschöne Yoga-Plattform von Yesim für deine private Yoga-Praxis Zuhause. Yoga hat vor 8 Jahren auch mein Leben verändert. In meinem Artikel zum Thema Yoga schreibe ich warum!