Selbstständigkeit & Mutterschaft
In diesem Artikel schreibe ich über meine Erfahrung aus meinem ersten Jahr in der Selbstständigkeit als Mama. Ich freue mich, wenn dich meine Geschichte interessiert und dich vielleicht inspirieren kann!
Seit Ende 2017 bin ich selbstständige Gesundheitsberaterin (IHK) in Düsseldorf. Ich begleite Menschen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz bei ihrem ganz individuellen Weg zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden.
Ich war erst in meinem zweiten Jahr der Selbstständigkeit, als ich im März 2019 einen Test gemacht habe. Dieser Test sollte mein Leben komplett verändern.
Positiver Schwangerschaftstest: Was ist mit meiner Selbstständigkeit?
Zu diesem Zeitpunkt wollte ich gar nicht Mutter werden. Der Schwangerschafts-Test in meinen Händen erzählte mir eine andere Geschichte. Aufgrund meiner erst ein paar Monate zuvor diagnostizierten Endometriose und einer Operation an meinem rechten Eierstock, hatte ich den Glauben an ein Baby verloren. Vielleicht waren wir als Paar deshalb so unvorsichtig geworden, dass mein kleines Wunder entstehen konnte.
Ich war sofort zu Tränen gerührt, begeistert und gleichzeitig geschockt. Wie sollte es mit meiner Selbstständigkeit weitergehen? Ich hatte doch so viele Jahre hart gearbeitet und auf zweitem Bildungsweg meine Berufung gefunden. Ich wusste sofort, dass es irgendwie gehen musste. Selbstständigkeit und Mutterschaft zu vereinbaren. Fast zwei Jahre später kann ich dies nur bestätigen!
Es war ein harter Weg, schon in der Schwangerschaft und in den Monaten direkt nach der Geburt. Aber ich war und bin immer mit dem Herzen dabei.
Schwangerschaft & Mutterschutz
Durch das Arbeiten in der Schwangerschaft und die Schwierigkeiten mit meinem Mutterschafts- und Elterngeld war ich Probleme “gewöhnt” und meine entspanntere Einstellung über die Lösung dieser diente mir sehr, als auch noch die Corona-Pandemie Anfang 2020 zu Kontakt- und Arbeitsverboten führte.
Ich empfehle jeder Frau, die selbstständig ist und schwanger werden möchte, eine Zusatzversicherung für die Zeit im Mutterschutz zu haben. Das läuft über die zuständige Krankenversicherung und kostet meistens gar nicht so viel extra.
So kann man als selbstständige Schwangere nämlich auch 6 Wochen vor und 8 Wochen nach der Geburt in den bezahlten Mutterschutz gehen. Darüber hinaus ist es ratsam bei einer geplanten Schwangerschaft finanziell ein gutes Vorjahr zu haben. Der Gewinn aus dem Vorjahr ist nämlich die Grundlage für das Elterngeld.
Was ist bei Elterngeld zu beachten?
Bei mir persönlich war das Problem, dass 2018 mein erstes richtiges Arbeitsjahr war, in dem ich aber sehr viele Ausgaben für meine Website, für meine Büroausstattung und Material getätigt habe. Dadurch hatte ich einen Minus-Gewinn und laut Elterngeldstelle „nichts“ verdient. Mein Elterngeld wurde auf das Minimum gesetzt: auf 300 Euro im Monat. Im ersten Moment war auch das ein Schock für mich, aber ich habe es als Chance gesehen, meiner Selbstständigkeit weiter nachzugehen.
Durch das minimale Elterngeld durfte ich nämlich nach dem Mutterschutz zwei Monate nach der Geburt so viel verdienen, wie ich konnte, ohne Abzüge zu haben. Die Corona-Pandemie veränderte neben der Geburt meines Sohnes mein Arbeiten auch und ich musste kreativ werden. Die Soforthilfe vom Staat habe ich zum Teil dafür genutzt, mein Online-Paket „Magen & Darm in Balance“ an den Start zu bringen. Gesundheitstage in Unternehmen gehörten nämlich vorerst der Vergangenheit an.
Arbeiten in der Stillzeit
Gerade in der Stillzeit im ersten halben Jahr nach der Geburt meines Sohnes fiel es mir schwerer zu arbeiten. Ich habe „voll“ gestillt und bei Bedarf Muttermilch abgepumpt. So konnte der Papa oder die Oma dem Kleinen meine Milch geben, wenn ich gearbeitet habe.
Die Hormone durch das Stillen haben mich gerade in der ersten Zeit emotional ziemlich fertig gemacht und manchmal hatte ich kleine Nervenzusammenbrüche. Immer wieder kam auch der Gedanke, das Arbeiten sein zu lassen.
Selbstständigkeit & Mutterschaft: ein Wechselbad der Gefühle!
Das eigene Baby ist natürlich auch total auf Mama fixiert. Ich hatte aber das Glück, dass er zweitweise auch sehr gut mit seinem Papa oder der Oma zusammen sein konnte. Letztendlich habe ich meine Arbeitsstunden mit den Monaten immer weiter erhöht, ganz nach den Bedürfnissen meines Babys. Manchmal wollte ich einfach nur bei meinem Baby sein, in anderen Momenten wollte ich einfach nur wieder „richtig“ arbeiten.
Es war für mich persönlich sehr lange ein Wechselbad der Gefühle. Manchmal war ich frustriert und neidisch auf Frauen, die nicht arbeiten mussten, um ihre Geschäftskosten und andere anfallende Kosten zu bezahlen. Im nächsten Moment war ich so glücklich, dass ich andere Menschen auf ihrem Weg zu mehr Gesundheit begleiten und meine Herzensprojekte verfolgen durfte. So ein Hin und Her der Gefühle!
Ich war zu jedem Zeitpunkt sehr dankbar, dass ich ein Baby geboren hatte. Aber ich wollte auch meine hart erarbeitete Selbstständigkeit und meine Berufung auf keinen Fall aufgeben.
Fazit nach einem Jahr
Mittlerweile bin ich vor über einem Jahr Mama geworden und ich kann nur sagen, dass es mit der Zeit einfacher wird! Es ist wichtig, dass man sich bewusst macht, dass die Zeit mit Baby sehr schnell vorbeigeht und das Baby die Mama gerade in den ersten Lebensmonaten dringend braucht.
Ich war und bin immer noch hauptsächlich Mama und nebensächlich selbstständig, das war mir auch immer wichtig. Gerade die Zeit des Wochenbetts ist super wertvoll für dich als Neumama und auch für die Bindung zum Baby. Nach einem turbulenten Start habe ich die ersten Wochen und Monate sehr viel für Kuscheleinheiten mit meinem Sohn genutzt.
Zeit für die Arbeit einfordern & einplanen
Als Frau muss man sich die Zeit ohne Baby für die Arbeit und für sich selbst einfordern und einplanen. Glücklicherweise habe ich einen Partner, der bei meiner Reise zur selbstständigen Mama immer hinter mir stand. Auch wenn es trotzdem sehr oft Diskussionen um dieses Thema gab.
Dadurch dass mein Partner Vollzeit arbeitet, wir uns aber von Anfang an die Nächte geteilt haben, konnte ich mich zwischendurch immer wieder gut erholen. Für schriftliche Arbeiten, Termine oder Büro-Kram nutze ich bis heute die Stunden am Morgen. Und das an 2-3 Tagen in der Woche, wenn der Papa noch Zuhause ist. Wenn der Kleine abends im Bett ist, arbeite ich auch oft.
In den ersten Monaten habe ich nur nach Bedarf halbe oder ganze Tage zum Arbeiten eingeplant, mittlerweile ist es so, dass ich 1-2 feste Tage in der Woche habe. Manchmal übernehmen die Betreuung meines Sohnes auch meine Eltern oder eine Freundin von mir. Unterstützung von Anderen war und ist für mich goldwert!
Erwartungen an die Situation anpassen
Mir fiel es oft nicht leicht, meine Erwartungen zu bremsen. Meine Erwartungen an mich in der kurzen Zeit, die mir meist zum Arbeiten zur Verfügung steht, so viel es geht zu schaffen. Ich musste lernen, dass alles seine Zeit braucht und selbst wenn man gründlich plant, dass es spontan doch anders kommen kann.
Denn wenn mein Sohn mich braucht, bin ich für ihn da: da gibt es keine Diskussion für mich.
Leider musste ich in Bezug auf das Thema Baby und Arbeit mit KlientInnen auch feststellen, dass nicht alle so begeistert davon waren. Diese Menschen lasse ich dann gerne los, denn es lohnt sich nicht, Zeit und Kraft zu verschwenden! Der Alltag ist mit den vielen Aufgaben als Mama und Selbstständige ohnehin schon sehr anstrengend, alles Unnötige darf gerne gehen.
Der Großteil meiner KlientInnen merkt es meist gar nicht, dass ich Vollzeit-Mama bin und ist im Zweifelsfall sehr verständnisvoll oder profitiert von meinen Erfahrungen als junge Mutter.
Zeit für sich selbst einplanen
Bei aller Liebe zum Baby und zur Arbeit empfehle ich es, sich Zeit für sich selbst (und auch mal für den Partner ?) zu nehmen. Seine Batterien mit anderen schönen Dingen aufzuladen. Das fiel mir persönlich viele Monate nicht leicht, weil ich mich immer so gefreut habe, endlich wieder ein paar Stunden arbeiten zu dürfen.
Für die Konzentration und den Spaß an der Arbeit sind regelmäßige Auszeiten, Sport-Einheiten, Treffen mit Freundinnen und Spaziergänge an der frischen Luft aber so wichtig! Auch eine gesunde und ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle, wenn es um den Energie-Haushalt des eigenen Körpers geht. Nur so kann ich eine glückliche Mama sein und entspannt arbeiten.
Bitte beachte, dass jede Mama, jedes Baby und jede Selbstständigkeit anders ist! Was für die einen funktioniert, muss für die anderen nicht funktionieren. Fühle in dich hinein und entscheide, was dir und deinem Baby gut tut. Auch wenn das eine längere Pause aus der Arbeitswelt bedeutet. Manche Mamas haben auch schon frühe keine andere Wahl und müssen zurück in die Arbeit. Nicht jede Mama arbeitet von Zuhause aus, deshalb wird dann gerade in dieser Situation ein passender Betreuungsplatz für das Baby oder Kleinkind wichtig.
Wenn du selbst Mama oder schwanger bist und Unterstützung auf deinem individuellen Weg suchst, begleite ich dich gerne mit meiner Gesundheitsberatung persönlich dabei!